In Berlin zeichnet sich 2025 ein klarer Trend ab: Tätowierungen als künstlerisches Statement statt Mainstream-Massenware. Immer mehr Tattoo-Studios orientieren sich weg vom klassischen Studio-Design hin zu „Tattoo-Ateliers“, die ihre Arbeit als angewandte Kunst begreifen.
Besonders im Szeneviertel Friedrichshain entstehen Räume, in denen sich Tätowierende gemeinsam mit Maler:innen, Illustrator:innen oder Fotograf:innen zusammentun. Die Studios gleichen eher Galerien, mit Ausstellungen, Workshops und Live-Sessions. Motive werden oft aufwendig vorgezeichnet, nicht kopiert – „Flash-Tattoos“ werden bewusst vermieden.
Auch stilistisch zeigt sich der Wandel: Statt Tribals oder realistischen Porträts dominieren grafische Linien, organische Formen, politische Botschaften und abstrakte Ästhetik. Tätowierungen gelten zunehmend als Ausdruck persönlicher Haltung, nicht bloß als Körperschmuck.
Die Szene reagiert damit auch auf die zunehmende Kommerzialisierung durch große Ketten und Influencer-Marken. Viele Kund:innen suchen Individualität, Intimität und Dialog mit der tätowierenden Person – fernab vom Laufband-Prinzip.
Kunsthochschulen greifen den Trend auf: Erste Studiengänge zur Körperkunst entstehen, auch Museen widmen sich der „Ink-Kultur“. Tattoos sind damit nicht nur Trend, sondern Teil eines kulturellen Wandels, in dem Körper zum bewussten Medium wird.