Ein Jahr nach Einführung des reformierten Bürgergelds zieht die Bundesagentur für Arbeit eine erste Bilanz. Die Reform, die das frühere Hartz-IV-System abgelöst hat, sollte Bürokratie abbauen, Weiterbildung fördern und Menschen nachhaltiger in den Arbeitsmarkt integrieren.
Die ersten Daten zeigen ein gemischtes Bild: Zwar haben deutlich mehr Langzeitarbeitslose an Weiterbildungsmaßnahmen teilgenommen – rund 180.000 im ersten Quartal 2025 –, jedoch ist die Zahl der Vermittlungen in reguläre Beschäftigung nur leicht gestiegen.
Besonders positiv bewertet wird die neue Weiterbildungskomponente, bei der Teilnehmer:innen von längeren Qualifikationen weiterhin Bürgergeld erhalten und zudem einen monatlichen Bonus. Viele Bildungsanbieter melden gestiegene Nachfrage, insbesondere im Bereich Pflege, IT und Logistik.
Kritik kommt von Arbeitgeberverbänden, die beklagen, dass Anreize zur Arbeitsaufnahme durch das neue System teils verringert würden. Auch einzelne Jobcenter berichten von erhöhtem Verwaltungsaufwand durch neue Förderstrukturen.
Die Bundesregierung will im Herbst eine weiterführende Evaluation vorstellen. Experten fordern unterdessen mehr regionale Flexibilität, individuelle Betreuung und eine bessere Verzahnung mit betrieblichen Programmen.
Die Reform hat gezeigt: Ein einfaches Modell für alle gibt es nicht – aber ein modernes Sozialleistungssystem muss Chancen schaffen, nicht nur verwalten.